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Myanmar2004
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Myanmar 2004


Ein Bild
Speisung der Mönche im Mahagandayon-Kloster

Samstag, 6. November

Julia hat in der Nacht starken Durchfall bekommen und sich auch noch erkältet. Daher laufe ich vor Sonnenaufgang alleine zum Ayeyarwady. Jetzt sieht man, das wir hier in einer sehr einfachen Umgebung wohnen. Unser Hotel wirkt da wie ein Fremdkörper. Am Ayeyarwady ist schon viel Betrieb, Schiffe werden be- und entladen und die Teestuben und Essensstände haben Hochbetrieb.
Zurück im Hotel ist das Frühstück eher mäßig. Julia isst wenig und nimmt irgendwas gegen ihren Durchfall. Dann fahren wir mit U Than Win los. Er zeigt uns einen Betrieb zur Herstellung von Blattgold. Die jungen Männer schlagen mit schweren Hämmern auf Packen von jeweils 1000 Blättchen. Nach einer Minute Hämmern machen sie immer eine Minute Pause. Das ist sicher ein Beruf, den man nicht lange ausüben kann.
Wir fahren weiter zur Mahamuni-Pagode. Die hiesige Buddhastatue ist die am meisten verehrte in Myanmar. Ursprünglich eine Bronzefigur, ist sie heute dick mit Blattgold überzogen. Man schätzt, dass mittlerweile mehrere hundert Kilo Gold aufgeklebt wurden. Hier sind viele Pilger und es ist nicht einfach, bis zur Buddhastatue durchzukommen. Oben ist ein ziemliches Gedränge und ich frage mich, ob im Eifer des Gefechts nicht manch ein Gläubiger vom Sockel fällt, wenn er versucht, seine Goldblättchen zu kleben. Frauen ist hier wieder der Zugang verboten. Bei den 800 Jahre alten Khmerfiguren in einem Nebengebäude kauft Julia ein Blumenopfer. Bei Krankheiten soll es helfen, wenn man über die der eigenen Krankheit entsprechenden Stellen der Figuren reibt. Hoffentlich wirkt es.
Da Mandalay die Stadt der Betriebe zur Ausstattung der Tempel ist, geht es als nächstes zu einem Silberschmied, bei dem die Silbergefäße für die Opfergaben hergestellt werden. Auch hier wird alles mit Hand gemacht. Beim Bronzegießer sehen wir die Statuen in den unterschiedlichen Stufen des Herstellungsprozesses, von der Lehmform bis zur fertig polierten Figur. In einer Straße sind viele Steinmetzbetriebe, die sich auch ausschließlich mit der Herstellung von Buddhastatuen beschäftigen.
Nachdem wir das lokale Handwerk kennen, fahren wir zum Mahagandayon-Kloster. Das ist ein Klsoter für einige Tausend Mönche, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Zur Zeit des Mittagessens werden hier viele Busse von Touristen ausgeladen. Mir würde bei dem Auflauf der Appetit vergehen. Die Mönche legen aber buddhistische Gelassenheit an den Tag und lassen sich nicht stören. Es ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit die vielen Mönche ihren Reis aus den riesigen Töpfen fassen. Weiter geht es zum gleich nebenan liegenden Taungthaman See. Hier stehen viele Frauen bis zur Brust im Wasser und angeln. Anziehungspunkt ist der See aber wegen der U Bein-Brücke, der mit 1200 Metern größten Teakholzbrücke der Welt, die den See überquert.
Dann fahren wir nach Sagaing und besichtigen dort mehrere Pagoden. Da Julia krank ist, fahren wir danach zurück ins Hotel. Da uns allmählich die Kyat ausgehen, bitte ich Win, für uns Dollar umzutauschen. Er will sich drum kümmern.
Ich spaziere noch alleine durch unser Viertel. Näher zum Ayeyarwady hin sind einige Betriebe zu finden, in unserer Gegend ist es aber ein reines Wohnviertel. Ich nehme noch ein Bier bei Mandalay Draught Beer und gehe dann zurück ins Emerald Inn, um Julia zum Abendessen abzuholen. Wir lassen uns von U Than Win in die Stadt zum Aya Myit Tas fahren. Hier bestellen wir vier Currys und bekommen noch acht Schälchen mit Essen dazugestellt, die hier automatisch dazugehören. Alles gut, reichlich und preiswert. Danach laufen wir zu den Moustache Brothers. Auf dem Weg wegen wir schon von einem Trishawfahrer angesprochen. Wir wollen mit den vollen Bäuchen aber lieber laufen. Dafür versprechen wir ihm, uns nach der Vorstellung von ihm zum Hotel fahren zu lassen.
Die Moustache Brothers sind zwei Brüder, natürlich mit Schnauzbart, die ein regimekritisches Theater führen. Theater ist dabei ihr Wohnzimmer, in dem eine kleine Bühne und etwa zwanzig Stühle stehen. Man sitzt immer in der ersten Reihe. Der ältere der Brüder, U Par Par Lay wurde 1996 wegen politischer Satire zusammen mit seinem Vetter U Lu Zaw und weiteren Schauspielern verhaftet und vom Militärregime für sieben Jahre interniert. Insbesondere U Par Par Lay merkt man die lange Haft an. Durch das Programm führt U Lu Maw, der ein ganz passables Englisch spricht. Im Gegensatz zu Aung San Suu Kyi, ich sitze auf dem Stuhl, auf dem auch sie bei ihrem Besuch hier saß, wollen sie Touristen in Myanmar haben. Wenn Touristen kommen, so ihre Argumentation, wird das Regime sie nicht einfach wieder verhaften. Aung San Suu Kyi favorisiert dagegen einen Boykott ihres Landes durch das Ausland. Ich stehe in dieser Frage eher auf der Seite der Moustache Brothers. Wenn überall Touristen sind, steht das Regime unter stärkerer Beobachtung und kann seine Gewaltaktionen aus der Vergangenheit schwerer wiederholen. Dass die Militärs auf ausländischen Druck reagieren zeigt zum Beispiel die Abschaffung des Zwangsumtausches. Beim Bereisen des Landes sollte man natürlich darauf achten, möglichst wenige staatliche Angebote zu nutzen, um die Taschen des Regimes nicht unnötig zu füllen. Ich kann nur hoffen, dass möglichst viele Touristen sich das zu Herzen nehmen.
Die Aufführung dauert etwa 90 Minuten, U Par Par Lay und seine Frau, U Lu Maw und seine Frau und U Lu Zaw bestreiten sie. Insbesondere die Vorführungen von U Lu Maws Frau, die ausgebildete Schauspielerin ist, sind beeindruckend.
Nach der Vorstellung wartet draußen schon der Trishawfahrer. Er hat aber einen Freund mit einem kleinen Mazda-Taxi geholt, mit der Trishaw ist der Weg sehr weit. In dem kleinen Fahrzeug, eigentlich ein winziger, überdachter Pickup, kann ich nicht aufrecht sitzen. Glücklicher Weise ist mein Rücken wieder besser geworden, die Fahrt bereitet keine Probleme.